Präsenz 2.0 (Bild: Home Office Total)
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Lasst endlich die Präsenzkultur sein!

14. April 2021 | von Dominik Thiele

Das Home-Office kann ein Game-Changer sein, wenn wir das zulassen und uns von der heiligen Kuh Präsenzpflicht verabschieden. Doch neben der richtigen Ausstattung braucht es dafür vor allem eines: Mehr Vertrauen, fordert Dominik Thiele, Gesellschafter von „Home Office Total“.

Die Corona-Pandemie hat vordergründig das erreicht, was jahrelang undenkbar war, nämlich ganze Abteilungen erfolgreich ins Home-Office zu schicken. Und man muss konstatieren, dass die Geschwindigkeit, mit der dies in Deutschland erreicht wurde, absolut positiv zu bewerten ist.

Aber ist das Erreichte wirklich nachhaltig?

Aus meiner Sicht ist es das nicht, denn es existieren in vielen Unternehmen immer noch zu große interne Barrieren, die angesprochen und überwunden werden müssen, um aus dem pandemie-bedingten Schritt in das Home-Office einen echten Game-Changer zu machen und nicht nur ein Strohfeuer.

Was hemmt: Glaubenssätze in den Unternehmen

Eine der größten Barrieren in vielen Unternehmen ist immer noch der vorherrschende Glaube an die Vorteile einer Präsenzkultur. Präsenzkultur im originären Sinn bedeutet das ortsgebundene Abarbeiten von Zeitkontingenten. Doch woher kommt der Irrglaube, dass pure Anwesenheit eine Kennziffer für Leistung ist? Woher kommt der Zwang zur Präsenz im Büro?

Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) schreibt in einer Studie: “Vorgesetzte haben dadurch die Möglichkeit, die Arbeitsleistung in Form von Anwesenheit und Engagement im Arbeitsalltag einzuschätzen.“ Heißt im Klartext: Es geht um Kontrolle und wo Kontrolle vorherrscht, fehlt es an Vertrauen. “Dass dem oder der Vorgesetzten die Anwesenheit am Arbeitsplatz wichtig ist, wird von zwei Dritteln der Beschäftigten als Grund genannt, nie zu Hause zu arbeiten”, heißt es weiter in der Studie.

Neben Technologie braucht es Justierungen an unserer Haltung

Eindeutig: Es fehlt in Deutschland nicht in erster Linie an Ausstattung mit technischen Geräten, an technologischer Infrastruktur oder an IT-Sicherheit – sondern zuvorderst an Vertrauen und Empowerment (Qualifizierung und Delegation von Verantwortung).

Die Digitalisierung erlaubt es uns auf komfortable Art und Weise, effizient und effektiv und vor allem ortsunabhängig miteinander zu arbeiten. Jetzt bedarf es „nur“ noch Justierungen an unserer Haltung zur Präsenzpflicht, um das Arbeiten im Home-Office nachhaltig erfolgreich zu machen. Kein Tool und keine technische Ausstattung kann es uns abnehmen, uns darüber Gedanken zu machen, wie wir miteinander arbeiten wollen und welche Werte unsere Zusammenarbeit charakterisieren. Und das „wir“ umschließt dabei Vorgesetzte und Arbeitnehmer/innen gleichermaßen. Vertrauen kann man schenken, es muss aber ständig bestätigt werden. Empowerment kann man leben, das neue Maß an Freiheit erfordert aber genauso ein neues Maß an Selbstdisziplin.

Vertrauensvoll vereinbaren, wer wann wo „präsent“ ist

Um dabei klar zu sein: Es geht hier nicht um das Verteufeln der Präsenz im Büro. Wir alle wissen, wie wichtig der informelle Austausch an der Kaffeemaschine oder die persönlichen Gespräche mit Kollegen für das Miteinander sind. Es geht auch nicht darum, alle Meetings zu digitalisieren, denn bestimmte Tätigkeiten und Projekte werden auch zukünftig besser mit Anwesenheit vor Ort durchgeführt. Es geht vielmehr darum, das starre Festhalten an einer Präsenz-Kultur aufzubrechen, die nicht mehr in die Zeit passt, und diese Kultur stattdessen in ein flexibles Arbeitszeit- und Arbeitsplatzmodell zu überführen.

Wir brauchen starke Unternehmer/innen und Mitarbeitende, die eine weiterentwickelte, eine diverse, gesunde, wertschätzende Arbeitskultur sowohl im Home-Office, als auch im Präsenz-Office gemeinsam „bauen“. Für die wird dann vertrauensvoll vereinbart, wer wann wo „präsent“ ist.

Und dann heißt es: Willkommen in der Welt des hybriden Arbeitens!

Dominik Thiele verbrachte einen Großteil seiner beruflichen Karriere bei amerikanischen Blue-Chip-Konzernen aus dem FMCG-Bereich (Kimberly-Clark, Wrigley, Mars). Von 2016 bis 2018 war er als selbstständiger Berater aktiv, bevor er 2018 als Regional Managing Director für Central Europe zur Winora GmbH in die Fahrradbranche wechselte. Seit April 2021 ist er Gesellschafter der Home Office Total (HOT) GmbH. HOT realisiert individuelle, arbeitsschutzgerechte und von Fachkräften für Arbeitssicherheit zertifizierte Home-Office-Lösungen. 

Dominik Thiele (Quelle: aha-fotomanufaktur)

Dominik Thiele (Quelle: aha-fotomanufaktur)

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